
Der Campus am Griebnitzsee in Potsdam-Babelsberg ist ein Ort, der die deutsche Geschichte des 20.Jahrhunderts wie unter einem Brennglas präsentiert.
Mit dem Zentraldepot und dem Präsidialgebäude des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) lag hier in den 1930er und 1940er Jahren eine (kriegs-)wichtige Einrichtung des NS-Staates.
Später befanden sich hier das Oberkommando der sowjetischen Besatzungstruppen, mit der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften eine „Kaderschmiede" der DDR und die Grenzanlagen der Berliner Mauer, die die benachbarte Westberliner Enklave Steinstücken umschlossen.
Heute ist der Ort ein moderner, rasant wachsender Hochschulcampus, wo fast nichts mehr an die Geschichte erinnert – auch nicht an die Ausbeutung von Zwangsarbeiter:innen auf dem Gelände während der NS-Zeit.
Debatten um einen neuen Bebauungs- und Flächennutzungsplan (Bebauungsplan Nr. 160 "Westlicher Universitätscampus Griebnitzsee") haben nun die Diskussionen angefacht, die besondere Historie des Ortes bei der künftigen Entwicklung des Areals zu bedenken und zu berücksichtigen.
Im Bereich der geplanten Bebauung befand sich zwischen 1939 und ca. 1945 ein Kriegsgefangenen- bzw. Zwangsarbeiterlager des Präsidiums des DRK und möglicherweise auch eine Außenstelle des KZ Oranienburg-Sachsenhausen. Mit dem geschäftsführenden Präsidenten des DRK und Reichsarzt SS Ernst Robert Grawitz residierte u.a. einer der Mitverantwortlichen für die Euthanasie und den Holocaust am Griebnitzsee.
Doch wie viel „Platz" darf Gedenken haben? Wie kann eine angemessene Berücksichtigung der Geschichte aussehen?
Zu diesen Fragen planen wir eine Veranstaltung am Freitag, 12.08.2022, zu der wir recht herzlich einladen möchten:
Campus Griebnitzsee - (Un-)sichtbarer Erinnerungsort deutscher Geschichte
Führung über den Campus Griebnitzsee mit Markus Wicke vom Förderverein des Potsdam Museums zur historischen Einordnung des Ortes - Freitag 12.08.2022 um 17:00 Treffpunkt vor Haus 2, Prof. Dr.-Helmert Str., 14482 Potsdam (am S-Bahnhof Griebnitzsee, Ausgang Campus)
anschließend Diskussionsrunde mit Markus Wicke (Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums) und Dr. Almuth Püschel (Historikerin, Autorin) zum Thema um ca. 18:15 im Projekthaus Potsdam, Rudolf-Breitscheid Str. 164, 14482 Potsdam
Die Veranstaltung wird organisiert von der Initiative „Gedenkerfahrungen“ des INWOLE e.V. in Kooperation mit dem Förderverein des Potsdam Museums sowie den Initiativen "Gedenkorte Brandenburg" und Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes. Die Veranstaltung wird gefördert von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung.
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