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Rückblick Fahrrad - Sternfahrt in Potsdam

Am Pfingstmontag, den 1. Juni 2020 organisierte der Verein INWOLE gemeinsam mit 16 anderen Flüchtlingsinitiativen eine Fahrrad - Sternfahrt in Potsdam. Unter dem Motto "ALLE Lager abschaffen, Wohnungen statt Massenunterkünfte! EU-Lager evakuieren!" demonstrierten mehr als 400 Menschen, die aus 4 Richtungen mit dem Fahrrad von Gemeinschaftsunterkünften in die Innenstadt fuhren. Unser Startpunkt war das Projekthaus Potsdam. Von dort fuhren rund 30 Menschen zur Gemeinschaftsunterkunft in der Grotianstraße. Dort und in Babelsberg schlossen sich immer mehr Menschen an, so dass wir schließlich mit über 150 Menschen am Brandenburger Tor ankamen. Unterstützt wurden fast alle Sternfahrten durch unsere Lastenräder der "Flotte Potsdam", die darauf auf ökologische Art und Weise die musikalische und tontechnische Begleitung der Demonstrationen ermöglichten.



Im Folgenden haben wir unseren Redebeitrag zur Sternfahrt dokumentiert.


Liebe Bürgerinnen und Bürger, Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,


Jetzt dürfen noch einmal 80.000 Menschen kommen, um unsere Erdbeeren zu ernten. Ohne die 40.000 Menschen aus Rumänien und Polen hätten wir dieses Jahr keinen Spargel. In Südspanien, der Gewächshauswüste von Almaria halten rund 20.000 – meist illigalisierte Migrant*innen aus Afrika die Produktion von Tomaten, Gurken und Paprika auch in Coronazeiten aufrecht. Und in unseren Schlachthöfen dürfen all die Menschen aus anderen Ländern arbeiten, die so wenig haben, dass sie selbst so eine krass dreckige, unhygienische und ausbeuterische Arbeit für unser Billigfleisch machen müssen. Für die Sicherung unseres Wohlstandes tun wir alles. Gleichzeitig haben nicht einmal die Kinder aus den griechischen Elendslagern eine Chance, bei uns aufgenommen zu werden. Gleichzeitig fordert die Bundesregierung die Seerettungsinitiativen auf, keine Flüchtlinge mehr aus dem Mittelmeer zu retten - angeblich aus Sicherheitsgründen wegen Corona. Gleichzeitig werden überall in Deutschland Tausende Menschen in Gemeinschaftsunterkünften zusammengepfercht und bei Coronafällen für Wochen zwangsweise in Quarantäne geschickt.

Nein, diese Krise hat überhaupt nichts mit einer Verschwörung zu tun. Sie symbolisiert auf krasse Weise, wie inhuman, unsolidarisch, ausbeuterisch unser kapitalistisches System und diese Politik ist. Um dies zu sehen, brauchen wir uns eigentlich nur die Hauptinfektionsherde des Coronavirus anschauen:


• Krankenhäuser unseres kaputtgesparten und privatisierten Gesundheitssystems, • Pflegeeinrichtungen mit prekär beschäftigten Pfleger*innen, • Schlachthöfe mit ausgebeuteten Arbeitsmigrant*innen, • Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete, wo gar keine Abstands – und Hygieneregeln umsetzbar sind, • Stadtteile mit einer Zusammenballung von Menschen in prekären, engen und unsozialen Lebensverhältnissen, • und nicht zu vergessen die schlimmsten Orte kapitalistischer Brot – und Spiele – Politik: Kreuzfahrtschiffe und Apre`skipartys.


Es ist deshalb an der Zeit, die Zustände zu beenden, die diese Krise, diese Tragödie erst möglich gemacht haben. Es ist deshalb an der Zeit, rassistische Strukturen zu durchbrechen, welche Menschen in wertvoll (für unseren Wohlstand) und unwert unterteilt. Es ist deshalb an der Zeit, Menschen zu schützen und zu helfen, egal, woher sie kommen, welchen „Status“ sie haben, was sie können. In Brandenburg bedeutet dies ganz klar:


• Gemeinschaftsunterkünfte und Lager auflösen, Menschen in Wohnungen unterbringen! • Geflüchtete aus den griechischen Elendslagern aufnehmen! • Alle ausgrenzenden, rassistischen Sondergesetze zur Unterbringung, Sozialleistungen, Arbeit und Bewegung von Geflüchteten beenden und verbieten!

Danke!

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