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Abenteuer, Gemeinschaft, Klimawandel und Kolonialismus



„Bei der Frage, was Desmond Doulatram davon hält, dass wir, 3 junge Deutsche, den ganzen Weg bis nach Majuro zurücklegen und „nur für einen langen Besuch“ bleiben, gibt er uns ein etwas verzerrtes Lächeln. Einerseits ist eine weite Reise mit dem Flugzeug natürlich mit vielen klimaschädlichen Emissionen verbunden, aber andererseits ist er froh darüber, dass endlich ein Interesse besteht zu helfen und zu lernen.“

Desmond Doulatram ist Dozent im Fachbereich Geisteswissenschaften am College of the Marshall Islands.

Die 3 jungen Deutschen sind Greta, Svenja und Jon und wir haben sie vor vier Wochen auf diese ganz lange Reise geschickt. Majuro ist die Hauptstadt der Marshallisland – mitten im Pazifik gelegen, über 13.000 km entfernt, ehemalige deutsche Kolonie und mit ein paar Metern über dem Meeresspiegel gelegen extrem vom Klimawandel bedroht.

Vor etwa vier Wochen starteten die drei in dieses Abenteuer und haben ihre Reise ins Unbekannte bis heute in tollen Texten und Bildern auf einem eigenen Blog (https://www.projectiokwe.blog) dokumentiert.

Der Gesprächsausschnitt oben stammt von eben diesem Blog und enthält einige bemerkenswerte Aussagen, die ziemlich gut wiedergeben, warum dieses kleine Projekt der Entwicklungszusammenzusammenarbeit so spannend ist und vielleicht einiges an Zukunftspotential hat.

So schreiben die jungen Leute über dieses Gespräch: „Die Marschallinseln waren ab den 1886 ein deutsches „Schutzgebiet“ und ab 1906 waren sie offiziell Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea. Desmond Doulatram findet daher, dass Deutschland um so mehr in der Verantwortung steht und ist auch in dieser Hinsicht positiv gestimmt darüber, dass jemand wie wir hierherkommt. Dies ist für ihn aber nur der Anfang eines langen Prozesses, der zur Aufarbeitung der Kolonialzeit hinzugehört.“ Und: „Laut Desmond hat sich die RMI und ihre Gesellschaft aufgrund der drei C – Colonization, Christianity and Capitalism – so entwickelt, wie sie heute ist, also mit negativen und positiven

Aspekten. Das vierte C – Culture – hilft ihm dabei gegen all das schlechte, was diese drei Einflüsse auf die Marschallinseln gebracht haben zu reflektieren und dagegen vorzugehen.“ Aber was macht mensch auf einer Inselgruppe in den Tropen so weit weg – außer am Strand in der Hängematte zu liegen und sich darüber zu freuen, dass es nicht kalt und regnerisch ist wie gerade in Potsdam?

Unsere Partnerorganisation ist WAM. WAM steht für Waan Aelõñ in Majel, dies heißt nichts anderes als Canoes Of The Marshall Islands. In einem der ersten Blogbeiträge heißt es zur Arbeit von WAM: „Tony beschrieb, dass WAM sich um die jungen Menschen kümmert, die sonst eher außerhalb der gesellschaftlichen Strukturen sind/aufwachsen. Er erklärte es so: Wenn Sand aufgehoben wird, gibt es immer Sandkörner, die unbeachtet durch die Finger hindurchgleiten und hinunterfallen. WAM aber fängt diese Sandkörner auf, damit alle am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. So wird den jungen Menschen, die bei WAM aufgefangen werden, ermöglicht, einen nachhaltigen, gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, die Familien und die Community zu unterstützen. Das erreicht WAM, indem sie ihnen den Bau von traditionellen marshallesischen Boote beibringt. Oft sind es Jugendliche, die nicht die Möglichkeiten hatten, die Schule zu besuchen oder dies nur sehr kurz konnten.“ Und: „Für Alson ist der Bau eines WA’s eine sehr mit der Natur und mit den Traditionen der Marschallinseln verbundene Angelegenheit. Zum Beispiel gilt für ihn die Natur als eigentlich Schöpferin des Canoes. Die Menschen bringen die einzelnen Teile aus dem Baum hervor und Nutzen weitere Naturprodukte, wie beispielweise aus Kokosfasern gefertigte Schnüre und Seile, um das gesamte Canoe zusammenzubauen.“ Neben der Mitarbeit beim Aufbau solcher alten Canoes – und der Erfahrung, Segeln zu lernen! - arbeiten unsere jungen Leute im College an einen anderen sehr interessanten Projekt.

Auf dem Blog schreiben sie dazu: „Mark Stege kommt von den Marschallinseln hat bereits an vielen Projekten im Bereich der Klimaforschung und der durch den Klimawandel bedingten Migration gearbeitet. Derzeit betreibt er unter anderem Forschung an der Wetterstation von Majuro und befasst sich mit Quellen, die klimarelevante Daten enthalten können und die bereits vor den vorhandenen Daten aufgezeichnet wurden. Viele dieser potenziellen Quellen wurden bei Expeditionen von Kolonialmächten oder Privatpersonen aus europäischen Staaten, wie auch Deutschland angefertigt.

Wir arbeiten mit den Student*innen zusammen und nutzen unsere Deutschkenntnisse, um diese Quellen nutzbar zu machen und einzuordnen. Außerdem lernen wir durch den regen Austausch mit den Student*innen sehr viel über das Leben auf Majuro und anderen Teilen der Marschallinseln. Für die Studierenden und für uns stellt dies eine Möglichkeit dar, aus verschiedenen Perspektiven über das koloniale Denken und Handeln, das in der „westlichen Welt“ lange vorgeherrscht hat und teilweise noch existiert, zu lernen.“ Und: „Themen, mit denen wir uns intensiver befasst haben, waren zum Beispiel die anderen Inseln und Atolle der Republik der Marschallinseln (RMI), die traditionellen Canoes und der Bau der Häuser und Siedlungen zur Zeit der Expedition. Außerdem haben wir alte Lieder und Geschichten übersetzt und gelesen, in der Hoffnung, Hinweise auf einschneidende Extremwetterereignisse zu finden.“

Zwei Wochen haben die jungen Leute noch. Aber schon jetzt ist klar, sie / wir wollen unbedingt weiter machen. Sie haben so viel gelernt von den neuen Freund*innen – da wird der Abschied ungeheuer schwer. Aber es ist möglich, etwas zurück zu geben. Hier im globalen Norden haben wir die Pflicht und die Verantwortung dafür – im wahrsten Sinne des Wortes – vielleicht sogar und gerade an so einem entfernten Ort.

Geplant ist ein Besuch junger Menschen von den Marshallinseln im nächsten Jahr in Potsdam und vor allem träumen wir von einem großen Projekt der Entwicklungszusammenarbeit, wo wir ganz praktisch vor Ort den Menschen helfen, mit den Folgen des Klimawandels – den wir verursacht haben – zurecht zu kommen.

Ihr könnt uns dabei unterstützen mit kleinen und großen Spenden! Einfach HIER klicken und los geht's!

Greta, Svenja und Jon versprechen, dass dieses Geld genau in die richtige Stelle kommt und sie weiter berichten werden, welche Abenteuer und welche Gemeinschaft sie auf den Marshallinseln erleben!




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